Samstag, Juni 07, 2008

Alexandra

Alexandra und ich kennen uns seit unserem 13. Lebensjahr, also 26 Jahre lang. Alexandra war zu dieser Zeit meine beste Freundin und wir haben sehr viele schöne, lustige und weniger schöne Zeiten erlebt. Die erste große Liebe zum Beispiel oder die erste Zigarette am Randkanal. Zeitweise gingen wir in die gleichen Klassen und wir haben im selben Ort gewohnt. Wir waren nicht die ganzen 26 Jahre lang durchgehend befreundet, es gab auch Zeiten, in denen wir uns voneinander entfernt haben und andere "beste Freundinnen" hatten. Aber irgendwie war Alexandra immer der Gradmesser für mich, wenn es um den Begriff "beste Freundin" ging.

Wir haben also die Pubertät und die Schulzeit gemeinsam verbracht, ab und zu trennten sich unsere Wege. Dann kam die Zeit, dass wir beide unsere Ausbildung angefangen haben und Alexandra wurde schwanger und hat geheiratet. Sie lebte damals recht weit von Köln entfernt und ich war nicht mobil. So haben sich unsere Wege ab 1993 getrennt.

In der Zwischenzeit hatte ich noch zwei für mich sehr wichtige Freundschaften, die die Zeit aber nicht überlebt haben. Ich habe hohe Anforderungen an Freundschaften und bin sehr konsequent, wenn ich enttäuscht werde. Ich erwarte aber nichts, was ich selber nicht geben kann. Manchmal trennen sich die Lebenswege, weil der Mensch sich verändert und die gemeinsame Basis einfach nicht mehr vorhanden ist. Das kann viele Gründe haben: Der neue Lebenspartner, der veränderte Freundeskreis, die berufliche Veränderung. Man entfremdet sich.

Lebenswege trennen sich, weil man enttäuscht darüber ist, dass die ehemals beste Freundin mit Kälte und Egoismus auf die eigene Krebserkrankung reagiert. Hier merkt man sehr schnell, wie es um den Charakter einer Person bestellt ist und wie wenig hier die Freundschaft zählt. Ein Freund zu sein an Sonnentagen ist sehr einfach. Jemandem in einer schweren Zeit uneigennützig zur Seite zu stehen, ist das wahre Wesen der Freundschaft.

Bei Alexandra und mir ist die Freundschaft eingeschlafen, ich hatte mit Ehe und Kindern noch nichts am Hut und sie war gerade dabei, eine Familie zu gründen. Hier war kein Groll oder Streit der Auslöser. Und dann, durch einen Zufall, meldete Alexandra sich auf Stayfriends an. Darüber erhielt ich einen Newsletter und ich habe mir direkt ihr Profil angeschaut. Am Geburtsdatum konnte ich erkennen, dass sie es wirklich war und ich hab mich gefreut. Vorher schon habe ich versucht, sie über Google zu finden.

Alexandra hat dann wohl gesehen, dass ich auf ihrem Profil war und mich angeschrieben. Aus irgend einem Grund habe ich damit gewartet. So haben wir uns wiedergefunden. Nach 14 Jahren. Das ist einfach toll.

Glücklicherweise wohnt sie nicht allzu weit von mir entfernt, so dass wir uns gut sehen können. Ich war bei unserem ersten Treffen nach so langer Zeit natürlich gespannt. Ich hab mich gefragt, ob sie mir evtl. fremd geworden ist. Aber bei einer Flasche Sekt habe ich festgestellt, dass 14 Jahre schnell überbrückt werden können. Wir hatten uns natürlich viel zu erzählen.

Wir würden uns gerne öfter sehen, aber wir sind auch keine 13 Jahre mehr alt. Wir sind beide beruflich eingespannt, sind verheiratet bzw. liiert, sie hat einen 13-jährigen Sohn. Trotzdem haben wir eigentlich auf die eine oder andere Art täglich Kontakt und das ist sehr schön. Ich weiß, wenn ich sie brauche, ist sie da und umgekehrt ist das natürlich genauso. Sie ist etwas ernster geworden, aber ansonsten immer noch die Alexandra, die mit 13 Jahren meine beste Freundin war und es irgendwie auch immer geblieben ist.

1 Kommentar:

  1. Nicht zu vergessen: Die Tee-Nachmittage mit Endlosschleife "Words" von F.R. David oder Musik von Simon & Garfunkel und Supertramp. Die ersten Zigaretten am Randkanal, Wunderkugeln. Stunden vor dem Haus unserer Angebeteten, Naschereien auf dem Spielplatz, Karneval mit Erdbeersekt. Mit dem Fahrrad nach Pulheim fahrend und lauthals "Don´t pay the ferryman" von Chris de Burgh singend. Das Austüfteln von Liebesbriefen an die große Liebe, Nachmittage im Pulheimer Hallenbad mit Apfellimo. Herrlich! :o)

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