Samstag, Juni 23, 2007

Den Tod zelebrieren

Im Krebs-Kompass Forum liegt die Moderatorin des Hautkrebs-Forums im Sterben. Leider kann man es nicht anders formulieren. Sie ist Stage 4 Patientin, sie hatte ein Melanom mit 4,7 mm Dicke und Clark Level V. Bei einer solchen Diagnose ist klar, dass man den Krebs nicht überlebt, denn der wird in jedem Fall Metastasen bilden. Bei Clark Level V ist der Tumor durch die Lederhaut gedrungen und hat die Blut- und Lymphbahnen erreicht.
Nun wird im o.g. Forum meines Erachtens der eigene Tod dieser Schwerstkranken in massiver Weise zelebriert und ich bin mir nicht ganz sicher, wie das zu werten ist. Ist das ein offener Umgang mit dem eigenen Tod oder ist das einfach nur morbide? Ich tendiere - so schlimm das Schicksal dieser Person ist - zum Letzteren.
Ich finde es morbide, den eigenen Todesverlauf derart detailliert in einem Forum zu schildern, in dem sich Menschen mit der gleichen Erkrankung bewegen und die angesichts der Horrorgeschichten vorgeführt bekommen, wie ihr eigenes Ende einmal aussehen könnte. Hier wird rücksichtslos und ohne auf die Gefühle der anderen Forenmitglieder das eigene Sterben dokumentiert. Anders kann ich es mittlerweile schon gar nicht sehen. Warum ist das so? Ich weiß es nicht, es wird auch nicht von anderen hinterfragt. Die Betroffenheit ist selbstverständlich groß. Kritische Stimmen werden im Keim erstickt, wenn es jemand einmal wagt, seine Meinung zu diesem öffentlich gemachten Sterben zu sagen. Wer mag, kann sich den Thread durchlesen, der Link ist ja oben angegeben. Es ist klar, dass sich kranke Menschen nicht verstecken sollen und es ist auch klar, dass die Forenmitglieder gerne wissen möchten, wie es der o.g. Person geht. Aber die Art und Weise finde ich nicht richtig.
Krebskranke sind sicher keine besseren Menschen, bloß weil sie Krebskrank sind. Allerdings erwarte ich auch von Krebskranken gesunden Menschenverstand, Rücksichtnahme, Respekt und Toleranz.
Ich war selber längere Zeit Mitglied in diesem Forum und habe dort sehr viel Zuspruch und wertvolle Informationen erhalten. Im Laufe der Zeit musste ich aber leider miterleben, wie Mitglieder niedergemacht wurden, weil sie ihre eigene (evtl. abweichende) Meinung vertreten haben. Das war für mich der Zeitpunkt, mich von diesem Forum zu verabschieden. Ein anderer Grund war auch, dass während meiner Mitgliedschaft 3 Personen dort am Hautkrebs verstorben sind und mir das Lesen in diesem Forum nicht mehr gut getan hat. Es ist ja schon schlimm genug, wenn man an Krebs erkrankt. Man muss sich nicht jeden Tag damit konfrontieren. Das Leben ist zu schön und zu kurz.
Angesichts der rapiden Verschlechterung des Gesundheitszustandes der o.g. Person (es ist erschreckend, wie schnell diese Krankheit die Menschen dahinrafft) hoffe ich, dass das Ende sanft ist. Ich hoffe, dass sie noch eine schöne und intensive Zeit mit ihrer Familie verbringen kann und sich nicht bis zum bitteren Ende quälen muss. Ich wünsche ihr Frieden.

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