Sonntag, Juli 04, 2010

Unsere Füchse



Wir haben von unserem Balkon aus eine wahre Rundumsicht über den Rhein, Köln bis hin zum Siebengebirge, Bonn, Bergisch Gladbach, Wuppertal, Solingen, ja sogar Düsseldorf. Diese Rundumsicht vermittelt einem das Gefühl von Freiheit, sie ist unverbaubar. So auch die Grünfläche direkt am Rhein. Morgens schaue ich gerne über die Stadt und über die Grünfläche direkt vor unserem Haus. Ich hätte gar nichts bemerkt, wäre es mir nicht seltsam vorgekommen, dass die Kaninchen, die ich da unten gesehen hatte, sehr rotes Fell haben. Normalerweise ruft das ein Achselzucken hervor und man betrachtet weiter die Mülheimer Brücke im Sonnenlicht. Ich wollte es aber genauer wissen und zückte unser kleines Fernglas und was ich dann entdeckte, war für mich eine kleine Sensation: Da waren Füchse! Soweit ich es erkennen konnte zwei Eltern- und zwei Jungtiere. Sie haben sich den Platz gut ausgesucht: Dichtes Gebüsch, Bäume, mannshohe Brennesseln und Disteln.

Dass Füchse immer mehr in die Städte vordringen (müssen), da ihnen ihr Lebensraum weggenommen und sie gnadenlos gejagt werden, war mir klar. Wenn man aber dann diese schönen Tiere direkt vor der Haustür sieht und beobachten kann, ist das eine ganz andere Sache.

Natürlich habe ich mich schlau gemacht und musste lernen, dass im Jahr rund 600.000 Füchse abgeschossen werden. Wieso? Ich weiß es nicht. Das Fell ist nichts wert, aufgrund der großen Impfaktionen sind sie auch keine Gefahr, was die Tollwut oder den Fuchsbandwurm angeht. Natürlich können sie die Krankheiten immer noch übertragen, aber dann müssten wir im Grunde alle Wildtiere in unserem Land eliminieren. Wir leben nicht in einer sterilen Welt. Man muss selber die Verantwortung für die eigene Gesundheit und die der Kinder übernehmen. Manchmal frage ich mich sowieso, wie ich meine Jugend überlebt habe...

Für mich bleibt nur der Schluss, dass abschussgeile Jäger den Tod dieser wunderschönen Tiere auf dem Gewissen haben. Füchse sind keine Gefahr für Rehe und andere größere Wildtiere. Sie sind klein und jagen Mäuse, Ratten, Kaninchen. Sie fressen Engerlinge und Schnecken, Insekten. Sie gehen Katzen und Hunden aus dem Weg - sie würden den Kürzeren ziehen. Sie fressen Aas. Sie sind gut für die Natur. Sie sind schlau und überleben durch ihre Anpassungsfähigkeit.

Wir haben die Füchse beobachtet, ich hatte immer ein Auge auf die kleine Fuchsfamilie und wollte nicht, dass ihr etwas geschieht. Ich habe mich mit dem Nabu in Verbindung gesetzt sowie der Stadt Köln und war beruhigt zu hören, dass Füchse in sog. befriedeten Gebieten nicht geschossen werden dürfen.

Es war sehr schön, das Verhalten dieser Tiere hautnah miterleben zu dürfen. Aber es war auch klar, dass wir sie wohl nicht mehr lange sehen werden. Die Jungtiere waren schon sehr groß und würden sicherlich bald die Eltern verlassen und sich eigene Reviere suchen. So war es dann auch. Zunächst sah ich noch 2 Füchse, dann nur noch einen. Eines Tages war kein Fuchs mehr zu sehen. Das ist sehr schade.

Ich hoffe für die Füchse, dass sie ein gutes Revier gefunden haben, in dem sie ohne Nachstellungen leben können. Futter in Form von Mäusen, Ratten und Kaninchen werden sie reichlich vorfinden.

Viel Glück meine Füchse!

2 Kommentare:

  1. Hallo Claudia,

    auch ich wünsche Deinen Füchsen ganz viel Glück.

    Einerseits macht es mich traurig, dass wir den Tieren immer mehr Lebensraum wegnehmen. Andererseits freue ich mich über die Flexibilität vieler Tiere - bestimmt nicht aller -, sich in den Städten neuen Lebensraum zu erobern. Ich bin da schon zwiespältig.

    Eure sagenhafte Weit- und Rundumsicht aus dem 31. Stock ist für Euch bestimmt auch ein Stück Lebensqualität, das ihr wohl nicht mehr missen wollt.

    Lieben Gruß von Solingen nach Köln
    von Gerhard

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  2. Lieber Gerhard,

    hier kann (muss) man auch zwiespältig sein. Es ist schon schlimm genug, dass der Mensch den Tieren ihren Lebensraum wegnehmen. Wenn sich dann solche Tierarten wie Fuchs, Wanderfalke etc. in einer Stadt ihre Nische suchen, muss man sie schützen.

    Alles Liebe,
    Claudia

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