Sonntag, August 19, 2007

London calling...


Seit meinem ersten Besuch in London vor mittlerweile 22 Jahren übt diese Metropole eine ungebrochene Faszination auf mich aus. London ist einfach unglaublich spannend, ein ständiger Kontrast aus Tradition und Moderne, Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Und man findet hier wirklich jene märchenhaften Momente, die man aus seiner Kindheit aus "Peter Pan" und "Mary Poppins" mitbekommen hat.
Neben vielen anderen Dingen teilen mein Schatz und ich auch die Liebe zur britischen Hauptstadt. Daher war ich sofort Feuer und Flamme, als sie vorschlug, zur Star Wars Ausstellung nach London zu fahren. Eine vergleichbare Herr der Ringe Ausstellung in Berlin hatten wir schon verpasst.
Nach einem Busunternehmen und einem Billigflieger in 2002 haben wir uns diesmal zu einem regulären Flug mit der Lufthansa "hochgearbeitet". Hier sind Snacks und Getränke (u.a. der berühmte Tomatensaft) gratis und man landet in Heathrow und nicht in Luton oder sonstwo. Der Flug mit der Boing 737 von Köln/Bonn aus verlief ohne Zwischenfälle (allerdings bei schlechtem Wetter, was wegen der eingeschränkten Aussicht schade war).
Wer nach London kommt sollte reichlich Geld mitbringen. Allein der Shuttlebusservice vom Flughafen zum Hotel kostet 8 Pfund (11,78 EUR). Zum Glück haben wir später die reguläre Buslinie entdeckt, die in der Nähe des Hotels hält, sonst wäre unsere Reisekasse doch arg gebeutelt worden.
Das Hotel selbst... na ja, ich erwarte in London einfach nicht den selben Standard, wie bei uns. Allerdings war die Aktion mit dem "boxed Breakfast" (= eine Lunchbox von Kellogs) doch schon hart an der Schmerzgrenze, zumal ein 24h Zimmerservice angeboten wird. Besonders ärgerlich ist es, wenn man zuvor auch noch nachfragt, ob das Frühstück per Zimmerservice aufs Zimmer gebracht werden kann (so gut ist mein Englisch dann doch noch! *g*) und man dann über eine Stunde auf diese %$§§&% Pappbox wartet und noch nicht mal Kaffee bekommt, obwohl, wie gesagt, etwas anderes angekündigt wurde. Naja, nach einer etwas längeren Auseinandersetzung mit dem Hotelmanager bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass da etwas "Lost in Translation" gewesen sein muss oder man auf der anderen Seite nicht wirklich bemüht war, meine Frage richtig zu verstehen.
Aber: Schwamm drüber!
Denn wir sind ja der großartigen Stadt wegen nach London geflogen und nicht, um uns über das (verspätete) Frühstück zu ärgern. *g*
Den Tower wollte ich diesmal unbedingt besichtigen. Ein echter Klassiker, an dem ich bisher nur vorbeigefahren bin. Die Anlage erinnert an Festungsbauten, die wir auch in Deutschland haben, allerdings wirkt der Tower durch die Vermischung verschiedener Baustile besonders interessant. Bevor man die echten Kronjuwelen zu sehen bekommt, wird man wie im Phantasialand durch verschiedene Räume geführt, auf denen auf Großleinwänden Filme über die diversen Kronen und Zepter laufen. So weiß man dann sehr gut Bescheid, was man sieht, wenn man es dann sieht. Finde ich sehr gut gelöst!
Die Tower Bridge ist natürlich neben Big Ben das zweite Wahrzeichen von London. Auch hier bin ich bisher nur vorbei- oder drübergefahren. Jetzt war endlich die lange fällige Besichtigung dran. Ich könnte mir die Brücke stundenlang ansehen, einfach, weil sie unheimlich schön (und einzigartig) ist.
Die Star Wars Ausstellung zeigte original Requisiten, Kostüme, Zeichnungen und Modelle aus den Lucasfilm-Archiven aus allen sechs Star Wars Filmen. Die Ausstellung war stilvoll in der County Hall untergebracht. In den gedämpft beleuchteten Ausstellungshallen und Räumen liefen jeweils passen zum Thema ausgesuchte kurze Filmausschnitte; z.B. Szenen aus dem "Pod-Race" mit Anakins und Sebulbas Podracer (in Originalgröße!) davor. Für einen Fan der ersten Stunde (hab den Film bei der Uraufführung 1978 als 8jähriger gesehen *froi*) war es natürlich schon ein nahezu erhabenes Gefühl, all diese "Artefakte" aus der Nähe sehen zu können. Besonders beeindruckt war ich von Ralph McQuarries ersten Zeichnungen von C-3PO (mit handschriftlichen Kommentaren) und der Rüstung von Darth Vader. Ihm hatte man einen eigenen Raum gewidmet, in dem unablässig das bekannte mechanische Atmen lief. Richtig unheimlich! (ein paar kleinere Kinder wollten dann auch gar nicht erst in die Nähe von diesem großen, monumentalen Kerl *g*).
Das Publikum war stark gemischt. Viele Eltern mit Kindern, ältere Leute, 30somethings (wie wir selbst), Teenager... Star Wars ist eben nicht "nur" ein Film, sondern ein gesellschaftliches Phänomen.
Besonders lustig waren die Kurzauftritte eines Sturmtruppen-Soldaten, des Imperators und Darth Vader, mit denen man sich fotografieren lassen konnte. Besonders Vader war der absolute Publikumsmagnet (den Imperator mochte eigentlich keiner so richtig...).
Etwas mager fiel dann der Merchandisingstand aus. Es gab ein paar Poster und T-Shirts. Hier hatte ich doch wesentlich mehr erwartet. Schade!
Das Science Museum (gleich neben dem Natural History Museum und gegenüber dem Victoria and Albert Museum) bietet auf 7 (!) großzügigen Etagen einen breiten Überblick über die Geschichte von Wissenschaft und Technik seit dem 18.Jahrhundert. Man sieht die ersten Dampflokomotiven, Doppeldecker und den berühmten Mini-Cooper, aber auch Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens. Besonders befremdlich ist es, wenn man dann im Anschluss an Knochenzangen aus den napoleonischen Kriegen Schallplattenspieler aus den 70ern (die man selbst noch in Aktion gesehen hat) oder eine Verkaufsbox des ersten "Windows" neben einem Apple-Computer im Museum sieht. Da wird einem wirklich die Vergänglichkeit alles Irdischen bewusst.
Spaßig war die gläserne, frei schwingende Brücke in etwa 10 Meter Höhe, über die mein Schatz nur mit äußerstem Widerwillen gelaufen ist. Aber sie ist drüber! (Trotz Höhenangst) Hochachtung!
Ähnlich wie in der Star Wars Ausstellung bestand auch hier das Publikum zu einem großen Teil aus Eltern mit Kindern. Auch Rollstuhlfahrer konnten barrierefrei alle Ausstellungsteile erreichen. Besonders vorbildlich: Es gab Picknick-Zonen innerhalb des Museums, in denen man sein selbst mitgebrachtes Essen verspeisen durfte. Hierzulande wohl immer noch undenkbar :/
Ich würde mir mehr solcher Museen auch in Deutschland wünschen! Und bedenkt man dann noch, dass der Eintritt frei ist... erstaunlich!
Sicherheit wird in London sehr groß geschrieben. Jede Ecke wird mit mehreren Kameras überwacht, auf der Straße sind die Bobbies und die Metropolitan Police ständig präsent. Was mir auch aufgefallen ist: Es gibt so gut wie keine Graffittischmierereien in London. Außerdem ist es vergleichsweise sauber und man findet wirklich an jeder Ecke eine Bank, auf die man sich setzen und kurz ausruhen kann. Hier in Köln sucht man die oft vergeblich und wenn man sie findet, dann sind sie kaputt und/oder verschmiert. Vielleicht sollte man ein paar Bobbies importieren, das hätte Vorteile ;o)
Überhaupt sind die Londoner extrem wetterfest und abgehärtet. Man sieht überall Jogger, die selbst im dichtesten Berufsverkehr unverdrossen ihre Runden ziehen und selbst bei gefühlten 15 Grad und Regen liegen sie im Park oder sitzen auf den Bänke vor ihrem Pub, während man hierzulande wohl noch die Heizdecke rausholt.
In der Abflughalle habe ich dann von einem Bobby erfahren, dass es nicht erlaubt ist, im Interesse des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus Fotos von den diversen gelandeten Flugzeugen in Heathrow zu machen. Also musste ich die Bilder wieder löschen (immerhin, wäre es eine analoge Kamera gewesen, hätten sie den ganzen Film beschlagnahmt und die Urlaubserinnerungen wären futsch gewesen... digitale Fotografie hat wirklich so einige Vorteile). Ich denke, man kann die Engländer verstehen, immerhin sind erst kürzlich ein paar Spinner mit einem brennenden Auto auf einen Flugplatz zugerast. In Köln/Bonn hat es übrigens niemanden interessiert, dass ich ein paar Fotos gemacht habe.
So schön und toll London an vielen Stellen auch ist - beim Essen hört der Spaß auf! Da muss man wirklich sehr tief ins Geldsäckelchen greifen, wenn man etwas Vernünftiges essen will. Supermärkte, wie wir das kennen, gibt es dort nicht. Die Geschäfte haben eher die Größe von kleinen EDEKA- oder Spar-Märkten und entsprechende Preise. Dafür werden die Sachen, die man kauft, vom Personal direkt in Plastiktüten gepackt.
Die drei Tage sind wie im Flug vergangen und ich freue mich schon auf unsere nächste Reise nach London, denn es gibt noch unendlich viel zu entdecken...

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