
Das Denkmal, über 90 Meter hoch und von beeindruckender, klotzartiger Bauweise, steht mitten in Leipzig. Die kompakte Form erinnert an einen Hochbunker. Eine unheimliche, bedrückende Stimmung geht von diesem Klotz aus. An der Stelle, an der es 1913 errichtet wurde, tobten 100 Jahre zuvor die heftigsten Kämpfe und irgendwie spürt man das noch immer. Die unheimliche Atmosphäre intensiviert sich, je mehr man sich dem Ding nähert. Über dem Eingang wacht ein gewaltiger Erzengel Michael (Schutzpatron der Soldaten). Durch einen vergleichsweise kleinen Eingang kommt man hinein. Das Denkmal ist, wo immer es geht, barrierefrei, d.h., man gelangt an wichtige Stellen mit dem Fahrstuhl. Drinnen erwarten den Besucher überlebensgroße, steinerne Totenwächter, die mittelalterlichen Rittern nachempfunden sind. Sie stehen im Kreis, den Kopf gesenkt und auf ihre Schwerter gestützt. Hinter ihnen gequälte riesige Totenmasken. Was mir gleich auffällt ist die unglaubliche Akustik. Ein Ton kann bis zu 10 Sekunden nachhallen. Vom Tonband werden Stücke von Orff und Bach eingespielt. Die Wirkung ist unbeschreiblich, geht durch Mark und Bein. Über den Wächtern trohnen auf einer weiteren Ebene vier gewaltige Steinfiguren, die die „deutschen Volkstugenden“ (Tapferkeit, Glaubensstärke, Volkskraft, Opferbereitschaft) darstellen sollen. Über dem ganzen spannt sich die größte Kuppel eines Profanbaus, die mit 324 Reiterfiguren geschmückt ist.
Eine Ausstellung informiert über die Entstehungsgeschichte des Denkmals und seine jeweilige "Lesart" im Laufe der Zeit und im Wechsel der Regime. Ich empfinde diesen Ort als unendlich bedrückend und tieftraurig. Man wird an Leid und Elend erinnert und weit weniger an "heroische und nationale Ruhmestaten", wie man vielleicht erwarten könnte. Ein kleines Museum zur Völkerschlacht stellt den Weg von der Französischen Revolution bis zur Schlacht und deren Folgen anhand von Originaldokumenten, Uniformen, Waffen und einem Brötchen (kein Scherz!) dar.
Für ein Denkmal, das zur Hochzeit nationalistischer Begeisterung geschaffen wurde, ist vor allem noch bemerkenswert, dass hier den Toten und Verletzten beider Seiten in gleicher Weise gedacht wird. Außerdem sollen freimaurerische Symbole eingearbeitet worden seien, aber um diese zu erkennen, müsste man wohl noch etwas geschulter im Blick sein...
Freimaurer Symbole habe ich bei meinem Besuch des Denkmals nicht enteckt. Allerdings habe ich beim Anblick des Denkmals auch gemischte Gefühle. Es ist eben einerseits ein Gedenkbau für die Gefallenen und ein Symbol für Nationalismus. Traurig, wenn man daran denk, das unmittelbar nach der Einweihung 1913 erneut ein schrecklicher Krieg tobte.
AntwortenLöschenIch habe meine Eindrücke vom Völkerschlachtsdenkmal in einem Podcast veröffentlicht:
www.castogo.com/trail_det.php?trail_id=231
Ja, dieses Denkmal beeindruckt. Bisher wohl das Denkmal, das mich am nachhaltigsten beeindruckt hat, neben dem Kyffhäuser. Danke für den Link zum Podcast, wirklich toll, dein Reisebericht.
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