Dass das derzeitige Gesundheitswesen erhebliche Mängel aufzuweisen hat, wird jeder gemerkt haben. In Zeiten, in denen von "Gesundheitskassen" und nicht mehr von "Krankenkassen" geredet und geschrieben wird, sollte man sich davor hüten, ernsthaft zu erkranken.
Leider gerate ich derzeit in die Mühlen dieses Gesundheitswesens. Ich habe Hautkrebs. Mir wurde ein Tumor am linken Oberschenkel entfernt. Nun muss man wissen, dass sich die Gefährlichkeit dieses Malignem Melanoms nach der Dicke des Tumors bemisst. Das heißt, je dicker der Tumor, desto schlechter die Prognosen, da hier die Gefahr einer Streuung mit der Dicke des Tumors zunimmt. Ab 1 mm also wird es langsam ernst.
Nun ist es bei mir glücklicherweise so, dass mein Tumor eine Dicke von 0,32 mm aufweist. Ich liege also im sog. "Low risk-Bereich". Das heißt dann im Klartext, keine weitere Diagnostik, obwohl dies laut den Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft auch bei dünnen Tumoren durchaus Sinn macht. Aber im Gesundheitswesen ist dies nicht vorgesehen.
Leider ist es bei mir aber so, dass ich noch weitere 6 auffällige Muttermale habe, die durchaus, wie das letzte von der Hautärztin und danach von der Uniklinik Münster entfernte Muttermal, ebenfalls Tumore sein können. Wer sagt mir denn, dass eines von diesen verdammten Dingern nicht die Dicke von 1 mm längst überschritten hat?
Ja, fragt sich da der geneigte Leser, wieso lässt du dann nicht alle auffälligen Male entfernen? Schließlich gibt es doch Krankenkassen, die die Kosten übernehmen.
Weit gefehlt! Es gibt nämlich (laut Auskunft von Arzt und Krankenkasse) die völlig unsinnige Vorschrift, dass Muttermale nur alle 37 Tage entfernt werden dürfen, anderenfalls muss der Patient die Kosten (pro Mal 211 Euro) selber tragen. Diese Vorschrift könnte ich noch akzeptieren, wenn es sich hier um die reine kosmetische Entfernung der Muttermale handelt. Diese Vorschrift kann ich aber nicht akzeptieren, wenn es sich um auffällige Muttermale handelt, die potentielle Hautkrebstumore sein könnten.
Man kann das nur als zynischen Versuch werten, Kosten zu sparen, denn wer früher stirbt, der kostet nix mehr. Wenn man sich mal vor Augen führt, dass der Hautkrebs bei Metastasenbildung innerhalb von 4-6 Monaten zum Tod führen kann, könnte man doch annehmen, dass hier eine Ausnahmeregelung greifen könnte. Denn schließlich ist hier Zeit nicht Geld, sondern Leben!
Daher haben wir jetzt der Krankenkasse einen ziemlich bösen Brief geschrieben und um Quellenangabe für diese unsinnige Vorschrift gebeten, damit wir dagegen Klage erheben können. Siehe da, heute kommt ein Anruf meiner Krankenkasse. Sie baten um die Rufnummer meiner Hautärztin, da sie (die Krankenkasse) gar nicht nachvollziehen können, wie die Ärztin (ist sie jetzt der Buhmann?) auf die Pause zwischen der Entfernung der Muttermale von 37 Tagen kommt.
Hallo?? Gestern bestätigte besagte Sachbearbeiterin in einem Telefonat noch, dass trotz medizinischer Indikation diese Vorschrift (OP nur alle 37 Tage) einzuhalten sei. Im Nebensatz erwähnte sie (die Sachbearbeiterin) noch, dass der Arzt doch alle restlichen 6 Male entfernen könne, die Kasse würde aber nur eine OP zahlen.
Hallo??? Welcher Arzt behandelt Patienten ohne Honorar? Welcher Arzt verzichtet auf rd. 1000 Euro? Das ist schon sehr bitter. Glücklicherweise sind wir nicht darauf angewiesen, bis ca. Februar 2007 zu warten, bis alle OPs vorbei sind, um zu erfahren, ob sich unter diesen 6 Muttermalen weitere Tumore befinden. Zur Not zahlen wir diese OP selber. Aber was machen Patienten, die das nicht können? Mir fehlen einfach die Worte bei derartigem Zynismus.
Ich bin ja mal sehr gespannt, was das Gespräch zwischen Krankenkasse und Ärztin ergibt. Viel Hoffnung auf ein Einsehen habe ich ja nicht.
Ich bin froh, wenn diese Mistdinger endlich entfernt werden. Dann heißt es noch einmal abwarten, was der histologische Befund ergibt.
Was sagt uns Nina immer? "Alles wird gut".
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